Bereits gegen 09:30 Uhr traf der Schneider ein. Wir kennen ihn bereits und haben uns gefreut, ihn zu sehen. Er hat es sich erst einmal “bequem” gemacht, eine Matte im Schatten platziert und seine handbetriebene Nähmaschine vor sich gestellt. Kurz darauf trafen die ersten Kinder ein, stellten sich zum Durchzählen auf und hatten heute das Glück, dass gleich zwei Geburtstagskinder Süßes für alle dabei hatten. Also schmiss der Englischlehrer eine Techno-Version von Happy Birthday an und alle sangen. Manchmal haben wir das Gefühl, man müsste uns mal kurz kneifen, weil es sich leicht surreal anfühlt, was wir so erleben.
Später kam Klasse für Klasse zu uns und wir sollten ihre Kleidung checken, um zu entscheiden, was noch reparabel ist und wo neue Kleidung notwendig wäre. Darin sind wir zum Glück schon etwas geübt. Sie stehen dann vor uns, schauen uns fragend an und freuen sich, wenn sie aufgrund kurzer Kleidungsreparatur erst 15 Minuten später zurück in die Klasse müssen. Es gibt diesmal einige neue Kleidungsstücke anzufertigen, was natürlich schon einiges an Arbeit für den Schneider bedeutet: Hosen, Röcke und Hemden werden per Hand genäht. Wir zogen los und besorgten also schon einmal über 20 Meter Stoff.
Der Dorfrat tagte ebenfalls heute in der kleinen Versammlungshalle, deren Bau wir beim letzten Aufenthalt mitfinanziert haben. Es sollte um 11:00 Uhr losgehen. Um 11:30 kam die erste Vertreterin an: die Frauenvertreterin. Erst gegen 12:30 ging es dann wirklich los. Ein Sozialarbeiter, der Bürgermeister und ein paar aus dem Gemeinderat (?) diskutierten, wer eine Ziege bekommen sollte und welche Familien die neuen Nutzer*innen der drei geplanten Gewächshäuser werden sollen. Irgendwann war die Entscheidung getroffen und feierlich verkündet. Das ging viel schneller als letztes Mal.
Durch die wenigen Tage, die wir diesmal haben, ist es alles etwas stressig. Wir versuchen immer mal wieder alles durchzurechnen, aber es dauert meist nur kurz, bis es wieder etwas zu diskutieren gibt, Tee aus dem Nichts serviert wird, Personen Blumen schenken und Reden möchten (auf nepalesisch, natürlich) oder noch einmal das Feld für die Gewächshäuser zu vermessen ist. Feldvermessung ist Micas und Dipendras Spezialgebiet. Milena hat heute nur kurz angemerkt, dass sie nicht glaubt, dass sich das ausgeht und es wird wohl auf ein weiteres Mal Vermessen hinauslaufen. Am Abend sollten wir uns noch kurz die 500 Orangenpflanzen ansehen, die Dipendra, Gita und ihre Kinder während Covid gepflanzt haben. Es gibt also immer was zu tun. Wir ruhen uns dann aus, wenn wir wieder zurück in Kathmandu (oder auch zurück in Europa) sind… ;-)